Fast ein Jahr sind seit meinem letzten Eintrag auf dieser Seite vergangen. In Bloggerkreisen hätte man mich wahrscheinlich schon längst für tot erklärt. Doch ich lebe, wohne und arbeite nun seit einiger Zeit in meiner neuen Wahlheimat Hamburg. Nachdem ich meine Doktorarbeit fertig gestellt hatte, begab ich mich auf die Suche nach einer Stelle als Arzt und wie es meistens so ist, ging dann doch alles viel schneller als gedacht. Und wie war der Einstieg ins Berufsleben? Es ist ein bisschen wie mit jeder Sache, die man neu lernt, z.B. wie mit dem Fahrradfahren. Ist man anfangs noch froh, ohne Sturz mit Stützrädern um den Block fahren zu können, fährt man einige Jahre später freihändig durch den Verkehr, telefoniert mit dem Headset und hält in der einen Hand die Einkaufstausche. Ob man die Fotografie nun mit einer Einkaufstasche vergleichen sollte, sei dahingestellt; aber da man in 10 Monaten doch einiges eingekauft hat, ziehe ich nun meinen ersten „Haul“ aus dem Beutel:

Instagram – Ein Tor zu einer anderen Welt

Letztes Jahr habe ich mit ausführlich mit Martin (http://european-escape.blogspot.de/) über Instagram unterhalten. Vor diesem Gespräch verband ich damit nicht viel mehr als Essen, Selfies und Uhren, die aus allen möglichen Blickwinkeln in die Kamera gehalten werden. Einen Account hatte ich schon lange, war aber genauso aktiv wie die Hamburger Partygänger an einem Sonntagnachmittag. Als ich nach dem Gespräch dann immer mehr Accounts entdeckte, die mir eine neue Welt und auch Fotos zeigten, die ich so nicht kannte, wurde ich neugierig und nahm mir vor der ganzen Sache eine zweite Chance zu geben.

Doch es ging mir nicht darum auch hier Follower anzuhäufen. Ich bin weder ein Fußballstar, ein Musiker, noch kann ich mich für Fashion begeistern. Damit spreche ich 99% der Instagram-Nutzer genauso an wie ein Mönch, der gerade sein Schweigegelübde abgelegt hat. Nein, ich wollte wirklich etwas Neues ausprobieren. Da fällt mir ein: Ich habe schon viele Emails erhalten, in denen Leute mir sagten, dass sie es toll fänden, dass ich meinen Stil gefunden hätte und sie immer erkennen würden, welche Bilder von mir gemacht worden sind. Trotzdem oder genau deshalb wollte ich mich einer neuen Herausforderung stellen. Also begann ich meinen Account aufzuräumen, nahm meine Kamera in die Hand und begab mich auf die Suche nach neuen Motiven.

Anstatt abends durch Facebook oder Flickr zu scrollen, klickte ich mich nun auf Instagram durch viele wunderbare Bilder. Ich traf mich mit Freunden und begann meine Stadt neu zu entdecken. Gebäude, Tore, Treppenhäuser und viele andere Dinge, die ich bis dato nie beachtet hatte, dienten plötzlich als Kulisse. Auf meinen Streifzügen lernte ich so immer mehr von der Perle im Norden kennen, sodass ich sicher bald als Touristenführer arbeiten könnte.

Irgendwann wurde ich dann auf ein kleines Treffen eingeladen, und so öffnete sich das Instagram-Tor langsam aber sicher immer weiter. Jede Welt hat ihre Eigenheiten und ihre eigenen Regeln. So gibt es viele, denen es wichtig ist, ihre Fotos ausschließlich mit ihrem Smartphone aufzunehmen, wofür ich volles Verständnis habe. Es ist ein bisschen wie die (Glaubens)Frage „digital oder analog“.  Von mir aus kann man auch mit Autoscheinwerfern und einer Lochkamera fotografieren – schöne Bilder sind selten vom Equipment abhängig. Man sollte andere nur nicht für ihr Werkzeug verurteilen – Hauptsache jeder hat Spaß an dem, was er tut.

Und ja, es gab natürlich auch kritische Stimmen von Leuten, denen die Portraits wesentlich besser gefallen. Aber vielleicht hätten diese Leute bei meinen ersten Bildern auch gesagt, ich solle doch lieber etwas anderes machen (wer weiß, vielleicht wäre ich dann heute jedes Wochenende beim Kitesurfen). Ich habe auf jeden Fall viele nette und interessante Menschen kennen gelernt und freue mich auf das, was noch kommen wird. Oder um es wie Clueso zu sagen „Immer wenn ich was neues ausprobier‘, laufe ich wie barfuß über Glas. Doch ich fühl mich federleicht, weil es sich fast immer lohnt. Und so erscheint, das nichts so bleibt wie es ist; fast schon wie gewohnt.“

Ich hoffe ich finde 2016 wieder mehr Zeit für die Fotografie, auch für viele neue Portraits, Reisen, Workshops und Meetups. Und wenn nicht, habe ich schon einen neuen Vorsatz für 2017.