Als DJI im August 2018 gleich zwei Nachfolger der Mavic Pro vorstellte, gab es wohl keinen Technik-YouTuber, der nicht unmittelbar nach dem Release vloggend mit einem der beiden Modelle um irgendeinen Kirchturm flog – während sich zur gleichen Zeit ein Rentner über den Lärm echauffierte und eine SUV-fahrende Helikoptermutter ihre kleine Caleesi so schnell sie konnte in Alufolie einwickelte, um anschließend lauthals mit einer Anzeige zu drohen.
Drohnen, oder besser gesagt Multikopter, erhitzen leider immer wieder die Gemüter. Nicht mehr lange und es wird mehr Verbotsschilder als Single-Line-Tattoos geben. Die Freiheit über den Wolken ist wohl weniger grenzenlos als Reinhard Mey einst proklamierte.

Wahrlich nicht jedes Fluggerät wird mit der gleichen Achtsamkeit durch die Lüfte bewegt, sodass selbst die eher langsamen Mühlen der deutschen Bürokratie gezwungen waren schneller zu drehen. Manch bekannter Influencer ist mit seinen Vögelchen nämlich öfter abgestürzt als ein Hipster-Single im Berliner Nachtleben – und dies trotz weniger Alkoholgehalt im Blut. Zu meinem Glück brachte ich meine Mavic Pro bisher immer sicher zurück auf die Erde. Dementsprechend fiel es mir alles andere als leicht, nach dieser gemeinsamen Zeit (mit all ihren Höhen und Tiefen), über eine Trennung nachzudenken. Dabei gab es wirklich gute Gründe diesen Schritt in Erwägung zu ziehen.

Portraitmodus

Bevor wir uns jedoch den vielen neuen Funktionen des Nachfolgers widmen, blicken wir erst einmal zurück auf die Präsentation #seethebiggerpicture. Hier kullerten im Anschluss nicht nur Freudentränen, sondern auch viele Wermutstropfen die Wangen herunter. Es kommt nicht oft vor, dass neuen Produkten beliebte Features gestrichen werden. Bei der Mavic 2 Pro trat jedoch genau dieses seltene Home-Button-Phänomen ein und man sah sich mit der Tatsache konfrontiert, von nun an keinen Hochformat/Portrait-Modus mehr anwählen zu können. Für viele Adventure-Fotografen glich dies einer Hiobsbotschaft von ähnlicher Tragweite wie die Restaurierungsarbeiten der Rakotzbrücke.

Sensorgröße

Anstatt einer kleinen süßen Katze (1/2.3″-Sensor) ist am Gimbal nun ein großer, schwerer Elefant (1″-Sensor) befestigt, der sich partout nicht auf den Kopf stellen will. Schaut man sich die Sensorgrößen einmal genau an, wird einem erst bewusst, wieviel mehr Licht die Mavic 2 Pro im Vergleich aufnehmen kann. Der Sensor des Vorgängers passt selbst gedreht auf jenen der Mavic 2 Po – mit ausreichend Luft nach oben (siehe Abbildung). Obendrein besitzt die kurze Seite der Mavic 2 Pro (5472 x 3648 Pixel) annähernd dieselben Maße wie die lange Seite der Mavic Pro (4000 x 3000 Pixel). Was sich jedoch nicht bestreiten lässt ist: Durch den Wegfall der Vertikalfunktion müssen wieder neue Herangehensweisen bei der Bildkomposition erlernt werden.

Bildqualität

Neben der bereits aufgeführten höheren Auflösung (20 mp vs 12 mp) verfügt die Mavic 2 Pro zudem über ein besseres Rauschverhalten (ISO 100-12800) und einen höheren Dynamikumfang (14 EV). Die verstellbare Blende ist ein weiteres, nützliches Feature, was vielen 35mm-immer-Blende-1,4-Prol-Portrait-Fotografen gar nicht bewusst ist. Um den Qualitätssprung zu verdeutlichen, muss man nur von RTL auf das heimische Wohnzimmerfenster umschalten. Waren die Bilder bis dato gerade gut genug für Instagram, haben sie nun etwas Besseres verdient. Vorausgesetzt, man konzentriert sich nicht auf die Bildränder – denn hier nimmt die Schärfe bei schlechtem Licht schneller ab als Christian Bale vor den Dreharbeiten für “Der Maschinist”.

Sichtsensoren

Wer schon zu Fahrschulzeiten Angst davor hatte rückwärts einzuparken, dem durften ähnliche Manöver mit der Mavic Pro ebenfalls Schweißperlen auf die Stirn gezaubert haben. Im Gegensatz zu den heutigen Autos, die in aller Regel mit Parksensoren (PDC) ausgestattet sind, führte der fliegende Rückwärtsgang bei der besagten Drohne immer wieder zu flüchtigen Bekanntschaften mit Ästen und anderem Gestrüpp. Die Mavic 2 Pro hingegen ist in alle erdenklichen Richtungen (oben, unten, seitlich, vorne, hinten) mit Sensoren ausgestattet. Das Ding gegen die Wand zu fahren fliegen, wird hierdurch bedeutend schwerer. Was aber keinesfalls heißen soll, dass es nicht möglich wäre.

Flugeigenschaften

Bleibt man jedoch in der Luft, vergeht die Zeit mit ihr wie im Flug. Sie schwebt deutlich besser von A nach B als ihr Vorgänger und auch die Verbindung zur Fernbedienung ist in meinem Fall stabiler. Das kleine schwarze Kabel, welches die Fernbedienung mit dem Handy verbindet, habe ich gleich nach dem Kauf durch ein stabileres USB-Kabel (USB-C / Lightning) ausgetauscht. Dieses wird von unten an der Fernbedienung angebracht und macht so das Ausstöpseln beim Laden der Fernbedienung obsolet.

Fernbedienung

Apropos Fernbedienung. Diese wurde ebenfalls überarbeitet. Hierbei handelt es sich aber eher um ein nützliches Facelift und weniger um ein bahnbrechendes Upgrade. Dieses folgte erst vor kurzem in Form der DJI Smart Fernbedienung mit integriertem Bildschirm. Für einen Preis von aktuell 649 Euro bleibt sie für mich aber weiterhin Wunschdenken wie ein Scrubs-Revival oder nicht-haarende Birmakatzen.

Transport

Die Mavic 2 Pro hat nicht nur an Größe, sondern auch an Gewicht zugelegt. Selbiges gilt für den Akku, der leider noch einmal teurer geworden ist. Wer bei Reisen auf jedes Gramm achtet, dürfte mit der Mavic Air oder Spark glücklicher werden. Alternativ könnte man natürlich das handgeschriebene, aufwendig verzierte, zwei Kilogramm schwere Tagebuch, den Digitalen-Nomanden-Laptop und die Wärmflasche zu Hause lassen.

Fly More Combo

Wer mit dem Kauf einer DJI-Drohne liebäugelt, dem würde ich immer die Fly More Combo ans Herz legen. Neben zwei zusätzlichen Akkus (unverzichtbar), einer Akkuladestation (unverzichtbar) und einem Autoladegerät (sehr nützlich) befindet sich außerdem ein “Akku auf Power Bank Adapter” in diesem Paket. Gerade auf Reisen kommt jedes dieser Items bei mir immer wieder zum Einsatz. Auf die vier zusätzlichen, geräuscharmen Propeller (zwei Paare) und die Umhängetasche hätte ich verzichten können. Zusätzlich bestellte ich mir für ca. 15 Euro eine stabile Hülle, die platzsparend in meinem Fotorucksack unterzubringen ist. Ein solch praktisches Case gibt es übrigens auch für die Fernbedienung.

Fazit

Obwohl Drohnen immer wieder kritisch beäugt werden – wie zuletzt am Flughafen Gatewick – lassen sie in den richtigen Händen faszinierende Bilder entstehen und eröffnen Perspektiven, an die vor kurzem nicht einmal zu denken war.
Wie bei so vielen neuen Produkten gilt auch für die Mavic 2 Pro der Leitspruch “besser (Bildqualität), höher (6000m vs 5000m), schneller (72km/h vs 65km/h), länger (31min vs 27min), weiter (18km vs 13km)”. Insbesondere die neue Kamera und der zugehörige Sensor lassen einen die hohen Investitionskosten schnell vergessen. Anstatt “Nudeln mit was” gibt es beim Bilder bearbeiten jetzt einfach “Zwieback ohne was” #problemsolved.

Die vielen Sensoren wiegen die Pilotin oder den Piloten in einem Gefühl von Sicherheit, welches die Schwimmweste im Flugzeug bei mir leider nie ausgelöst hat. Wer sich nun zwischen der faszinierenden Mavic 2 Pro und etwas Größerem entscheiden muss, dem empfehle ich dennoch letzteres. In vielen spannenden Gebieten der Erde, wie z.B. der Antarktis, ist der Einsatz von Drohnen gänzlich verboten – wohingegen es dort kein Problem darstellt, mit einem Helikopter im Tiefflug über eine Robbenkolonie zu rotieren. Und wie heißt es so schön: Wer billig kauft, kauft zweimal. Will man ungeachtet dessen auf dem (finanzierbaren) Boden bleiben, ist das Upgrade auf die Mavic 2 Pro definitiv eine gute und sinnvolle Entscheidung.

Übersicht
Mavic ProMavic 2 Pro
Sensorgröße
1/2.3-inch1-inch
Auflösung4000 × 3000 (12 mp)5472 × 3648 (20 mp)
Farbprofil16 Millionenüber eine Billionen Farben
Blendef/2.2 f/2.8-f/11
Objektiv26 mm28 mm
ISO-Range100 - 3200100 - 12800
Gewicht (Drohne und Akku)734 gr907 gr
Gewicht Akku240 gr297 gr
Maximale Flugzeit27 Minuten31 Minuten
Geschwindigkeit65 km/h72 km/h
Interner Speicher-8 Gb
Sichtsystemevorwärts, untenvorwärts, rückwärts, seitlich, oben, unten
Maximale Übertragungsdistanz7 km8 km
Maximale Flughöhe (NN)5000 Meter6000 Meter

Transparenz: Das Produkt wurde erworben.