Santorini
Santorini im Hochsommer ist ungefähr eine so gute Idee wie Presets von bekannten Instagrammern zu kaufen oder während eines Bibi-Meet-and-Greets in Hamburg einkaufen zu gehen. Doch wie es das Schicksal so will, landeten wir genau während dieser Zeit (irgendwann im August 2016) auf der kleinen Vulkaninsel mitten im Ägäischen Meer. Nachdem sich mein müder Körper aus dem Flugzeug manövriert hatte, ging es kurze Zeit später weiter mit dem Linienbus. Das letzte Stück entlang der Caldera (dem ehemaligen Kraterrand des Vulkans), verbrachten wir schließlich in einem Van, welcher zu jenem Hotel gehörte, in welchem wir nun eine Woche nächtigen sollten. Begrüßt wurden wir von kleinen Kätzchen, die sich im Schatten der weißen Mauern räkelten.
Der starke Wind an diesem Tag ließ auf dem Infinity-Pool kleine Wellen entstehen und ich nahm mir fest vor diesen am Nachmittag noch einzuweihen. An der Rezeption begrüßte man uns herzlich, fragte nach unseren Namen und entließ uns erst einmal in den Frühstücksaal. Hier genossen wir von der Terrasse die Aussicht und freuten uns auf die kommenden Tage. Zurück an der Rezeption teilte man uns mit, dass TUI leider ein Fehler bei der Reservierung unterlaufen sei, und es kein Zimmer für uns gäbe… und das mitten in der Hochsaison. Die Wahrscheinlichkeit nun ein freies Zimmer in ähnlicher Lage zu finden war verschwindend gering. Noch eher würde AnnenMayKantereit bei einem Konzert „Barfuß am Klavier“ nicht spielen oder RTL Quiz-Shows mit C-Promis aus dem Abendprogramm streichen. Der Hotelbesitzer bot uns nach einigen Telefonaten an ein kleines Apartment im Landesinneren zu beziehen. Wir könnten dann jeden Tag zum Hotel fahren, um dort zu frühstücken und den Pool zu benutzen. Anstatt Meerblick also die Aussicht auf einen staubigen Hinterhof? Trotz der vielen weißen Häuser fing ich langsam an schwarz zu sehen. Es musste doch noch eine andere Möglichkeit geben. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der Warteschleife der TUI-Hotline erreichte ich schließlich einen Mitarbeiter, der sich dem Problem annehmen wollte. Er versprach eine Kollegin vor Ort würde sich in Kürze melden. 45 min später klingelte schließlich das Telefon und die angekündigte Dame bot uns ein Zimmer in einem Partyhotel auf der anderen Seite der Insel an. Dass dieses Hotel sowohl von der Lage als auch von der Preiskategorie weit unter unserem gebuchten Hotel einzuordnen war, wurde erst vehement verneint. Die TUI-Mitarbeiterin versprach (nach kurzer Diskussion) aber weiter nach Alternativen zu suchen. Parallel durchstöberten wir selbst das Internet nach Angeboten, die jedoch weit über unserem Budget lagen.
Fast eine Stunde später meldete sich die Dame erneut und hatte ein weiteres Hotel gefunden, welches sich auch am Kraterrand in nicht allzu weiter Entfernung befand (Calderas Dolphin Lodge). Die Online-Bewertungen klangen vielversprechend, und so befanden wir uns kurze Zeit später wieder mit unseren Koffern im Van und auf dem Weg raus aus der Misere. Als uns der Fahrer vor einer Bruchbude mit einem Delphin-Logo ausladen wollte, bereute ich meine Entscheidung. Das Hotel entsprach keinesfalls den Abbildungen. Nach kurzer Recherche bemerkte ich, dass er sich in der Adresse geirrt haben musste. Griechische Worte wurden am Telefon ausgetauscht und es folgte eine Entschuldigung für die Verwechselung. 10 Minuten später erreichten wir schließlich unser neues Zuhause. Das Hotelzimmer kostete im Vergleich zu unserem gebuchten Angebot das Dreifache. Morgens gab es das Frühstück direkt auf das Zimmer und aufgrund der geringen Anzahl an Gästen, hatte man den beheizten Pool fast immer für sich alleine. Vielleicht wäre dieses Hotel für den typischen Reise-Instagramer immer noch eine Absteige, für einen kleinen Amateurfotografen wie mich war es aber auf jeden Fall ein Erlebnis.
Am nächsten Tag mieteten wir uns ein Quad-Bike (auf keinen Fall ein Mietauto buchen!) und fingen an die Insel zu erkunden. Ich hatte vor der Abreise einige Reiseberichte gelesen, aber anscheinend verbringen die meisten Blogger 90% ihrer Zeit damit darüber zu sinnieren, welches Restaurant man unbedingt ausprobieren muss. Doch Santorini hat vor allem jede Menge Fotospots zu bieten:
Lohnenswerte Fotospots
Ganz oben auf der Liste steht bei vielen Touristen natürlich der Sonnenuntergang in Oia. Es lohnt sich rechtzeitig vor Ort zu sein, da es sonst schwierig sein dürfte einen schönen Platz zu finden. Nun gilt es nur noch aufzupassen, dass man von keinen herumwirbelnden Selfie-Sticks oder einer abstürzenden Drohne erschlagen wird und den Ausblick zu genießen. Mit der Sonne verschwinden dann auch die Menschenmengen und man kann in aller Ruhe die Gunst der blauen Stunde ausnutzen. Ein etwas ruhigeres Ambiente erlebt man auf der anderen Seite der Insel, wo der Leuchtturm von Akrotiri steht – die Strecke dorthin mit dem Quad ist einfach pure Lebensfreude und unbedingt zu empfehlen.
Eines meiner persönlichen Highlights waren die Streifzüge durch die fast menschenleeren Gassen von Pyrgos und Emporio. Doch auch in Oia und Thira gibt es, abseits der großen Touristenwege, viele schöne Gassen und Ausblicke zu entdecken, die man oft für sich alleine hat.
Auch der Weg über den Skyros-Felsen zur Theoskepasti-Kirche ist definitiv ein kleiner Geheimtipp. Auch hier waren wir praktisch für uns alleine und konnte in aller Ruhe das Panorama aus Blau und Weiß bestaunen.
Unser Hotelbesitzer empfahl uns zudem die Ausgrabungsstätten von Akrotiri. Der Eintrittspreis war mit 12 Euro jedoch sehr happig und irgendwie hatte ich wenig Lust in der prallen Mittagssonne über die Hügel zu laufen, weswegen wir uns kurzerhand dazu entschlossen lieber den Red Beach anzusteuern. Der Weg dorthin und die zugehörige Bucht sind wirklich sehr schön. Am steinigen Strand angekommen wimmelte es jedoch von Touristen und überall verteilt lagen riesige Müllberge. Trotzdem gehört ein Besuch in meinen Augen irgendwie dazu, nicht nur weil die roten Felsen sehr beeindruckend sind.
Als kleine Entschädigung für die Unannehmlichkeiten unseres ersten Reisetages schenkte uns TUI zudem noch eine Bootstour inklusive 3-Gänge-Menü. So wurden wir an unserem letzten Urlaubstag von einem Reisebus abgeholt und zum Hafen gebracht, wo wir unser Boot bestiegen. Nachdem wir die Kraterinsel besuchten, ankerte der Kapitän in einer Bucht vor der Küste. Hier sprangen wir ins angenehm kühle Wasser und schwammen zu den heißen Quellen vor Palea Kameni. Mit jedem Meter wurde es ein bisschen wärmer, bis man schließlich wieder Boden unter Füßen hatte und sich ein Plätzchen zum Verweilen aussuchen konnte. Nach dem Abendessen auf Alt-Thera beobachteten wir vom Schiff aus den Sonnenuntergang, verabschiedeten uns von der weißen Insel und hofften inständig, dass wir sie eines Tages wiedersehen würden.
Moin Jonas,
Santorini ist eines dieser Ziele auf meiner Wunschliste, dass ganz weit oben steht – so ungefähr 174.000 Einträge über dem Besuch eines Helene Fischer Konzerts. Neben einem Krampf meiner Lachmuskeln habe ich durch deinen Beitrag auch die passende Inspiration gefunden. Sollte ich das Ziel irgendwann in Angriff nehmen werde ich zurück zu diesem herrlichen Artikel kommen und mit die Tipps fein säuberlich auf ein Stück Papier schreiben. Ich denek ich werde mit deinen wunderbaren Texten noch einige Frühstückspausen füllen können.
Gruß von umme Ecke!
Olly
Moin Olly,
Santorini ist wirklich großartig und ich kann diese Insel wirklich guten Gewissens weiterempfehlen. Ich hoffe, dass es mich irgendwann wieder auf die Kykladen verschlägt und bin gespannt, wer von uns beiden zuerst seine Füße ins ägäischen Meer eintauchen lässt. Vor 2019 wird dies bei mir leider nichts mehr. Deine Chancen stehen also gut!
VIele Grüße
Jonas